"Music is the brandy of the damned." (G.B.Shaw)

Der Stress….

Ja, liebe Leute, wollte nur kurz mal auf meinen Twitter-Account hinweisen: wenn schon kein Artikel gepostet wird, dann gibt es aber auf Twitter was zu lesen. Für zwischendurch halt. Der Stress…


Dokumentation über The Pirate Bay

Simon Klose, ein schwedischer Filmemacher, werkt gerade an seiner Dokumentaion „TPB AFK“ über den erfolgreichsten Bittorrent-Tracker aller Zeiten: „The Pirate Bay“. Die Finanzierung von 50.000 $ konnte er unter anderem über das Fanfunding-Service „Kickstarter“ aufstellen, einen weiteren Teil bekam er vom schwedischen Kulturministerium zur Verfügung gestellt: “If TPB AFK can shed some light on how an open Internet can benefit artists, maybe the current Swedish government’s schizophrenic Internet policy can change too. On one hand they praise internet activists that help spread democracy in the Middle East, on the other they actively oppose the same activists building an open Internet in Sweden.”

Klose ist den Machern von The Pirate Bay während ihres Gerichtsverfahrens mit der IFPI im Jahr 2009 mit der Kamera gefolgt und hat die 3 auch während der Zeit begleitet, als sie nicht gerade vor den Geschworenen standen. Man darf gespannt sein!

[Artikel: Pirate Bay documentary gets government funding in Sweden | musically.com]


Lastmood.fm fängt die Stimmung eines Landes ein – Lybien „triumphant“, Ägypten „angry“ und Österreich „hurting“

Lastmood.fm ist ein Tool, das während des „Music Hack Day New York“ entwickelt wurde und die Stimmung eines Landes basierend auf den Hörergewohnheiten ihrer Einwohner in-real-time ermittelt. Funktioniert mittels Last.Fm’s Audioscrobbler, der alle Musiken scannt, die ein User auf seinem Handy spielt, sich via Media-Player oder On-Demand-Music-Service reinzieht. Letzten Endes wird die Stimmung durch das Ergebnis, also den populärsten Song ermittelt.

Wenn man sich mal kurz ansieht, welche Stimmung in den Ländern vorherrscht, in denen gerade Zer- und Umwerfungen mit weltpolitischen Auswirkungen passieren, also Bachrain, Ägypten oder Lybien, stößt man auf folgendes: „angry“, „happy“ oder „triumphant“. Ist klar, passt wie die Faust aufs Auge.

Aber dann das: Österreichs derzeitige Stimmung wird als „hurting“ charakterisiert. Der dazugehörige Song: Die Salzburger Black-Metaller Belphegor mit „Voming upon the cross“. Find ich persönlich ja sehr gut – überrascht aber doch ein wenig. Dennoch einen Dank an alle Audioscrobbler aus dem A-Land :). Aber wie soll man das jetzt interpretieren? Würde „Vomit upon our (ex-)politicians“ nicht viel besser passen? Denn die Fekters und Grassers dieses Landes schmerzen einfach nur mehr auf ganzer Linie. Da kann einem schon mal das kotzen kommen. Insofern passt die Charakterisierung „hurting“ ganz gut. Die Kreuzanspeiberei hab ich nach erfolgreicher Karriere als Teen-Blackmetaller aus der Provinz aber bereits ad-acta gelegt.

[Artikel: Bahrain’s Mood Is ‘Triumphant’ and ‘Warlike’ According To Listening Habits | Evolver.fm]


Apple sorgt mit neuen Subscription-Modell für Aufregung bei Abo-Musikdiensten

Diese Woche appled es  ja ganz ordentlich. Nachdem Montag ziemlich 🙂 konkrete Pläne für ein Musik-Service im Rahmen der Neugestaltung von MobileMe verlautbart wurden, hat Steve Jobs gestern ein neues Subscription-Modell für Content-based Apps vorgestellt, das nun für Aufregung sorgt. Warum? Content-Provider wie beispielsweise Spotify oder Rhapsody, also Subscription-based Musikservices müssen 30% Gebühr an Apple zahlen, wenn ein Abo über ein App abgeschlossen wird. Soweit, so gut. Wo liegt das Problem? Genau hier: Lade ich mir ein App von MOG runter, bin aber noch nicht Abonnent, finde ich einen Link im App vor, der mich auf die MOG-Website leitet. Dort kann ich mich dann als MOGger registrieren und bezahlen. Dann kann ich über das App die Songs streamen. Jetzt soll aber alles sofort über das App erfolgen. Dafür werden dann die Gebühren fällig. Keine Extrawürstel mehr, wie Links in den Apps zu der Webseite eines Musikservices, um ein Abo abzuschließen. Es muss alles innerhalb des Apps geschehen.

Okay, aber wer soll das bezahlen, fragen sich Vertreter diverser Streaming-Services bzw. wie sollen sie auf diese neuen Spielregeln antworten? Preise der Apps erhöhen oder den Content-Zulieferen weniger bezahlen? Oder gleich auf Apps verzichten, wobei diese aber für die Hälfte der Neukundenzugänge verantwortlich sind? Letzten Endes werden die Labels die Rechnung präsentiert bekommen, so ein Vertreter eines Musikservices, der natürlich anonym bleiben möchte: „The labels are going to have to absorb this, otherwise nobody is going to be able to have an app. The margins that all of us make are smaller than 30%. We can’t lose money every time somebody signs up. It’s impossible. Everyone’s going to have to raise their prices. We need to speak with one voice to the labels and say ‚If you don’t absorb this we’re all shutting our apps off.‘ They need all of us in the marketplace. They’re betting a big part of their future on subscription businesses.“ Das kann doch jetzt bitte nicht wahr sein, oder? Aber halt: da gibt es ja noch jemanden. Ein unliebsames Geschöpf, gemeinhin als Künstler bekannt. Gut, die Antwort auf die einleitende Frage (des 2. Absatzes) hat sich schon erledigt.

[Artikel: Apple’s New Subscription Rules Could Kill Streaming Music Services| Billboard.biz]

[Artikel: Is Apple’s subscription plan subpar for publishers? | YahooNews]

[Artikel: Apple Launches Content Subscriptions, Era of the Conversion Battle | Evolver.fm]


Apple will MobileMe zu einem Cloud-Music-Service umkrempeln

Und schon wieder brodelt es in der Gerüchteküche. Diesmal geht es um das neue Musik-Service von Apple, an dem schon seit einem Jahr gearbeitet wird. Laut Wallstreetjournal soll MobileMe – derzeit als Onlinespeicherplatz und Synchronisationstool im Einsatz – rundum erneuert werden. Das bestehende Service soll angeblich zu einem „music locker service“ ausgebaut werden. User können so Musik, Videos und Fotos online speichern, mit anderen Gleichgesinnten teilen und haben – egal von welchem Gerät aus – immer und überall Zugriff auf ihre Daten (Tunesbag, etc…?) MobileMe soll dann gratis für die User nutzbar sein (kostet derzeit 99Euro pro Jahr). Darüber hinaus düften auch Social-Networking-Komponenten eine Rolle spielen. Angepeilter Start wäre im Juni dieses Jahres.

Was mir auch nicht ganz unwichtig erscheint, ist jener Aspekt, auf den MusicAlly hingewiesen hat, nämlich der Rechtsstreit zwischen EMI und MP3tunes. EMI warf dem Online-Musikschließfach und einhergehend der dazugehörigen Suchmaschine Sideload vor, illegale Musikdownloads zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund könnte es sein, dass sich die Lizensierungsverhandlungen mit diversen Rechtehaltern in Sachen MobileMe in die Länge ziehen.

[Artikel: Apple keen to debut cloud music service by June says WSJ | musically.com]


[Artikel: Less-Pricey iPhone In The Works | wsj]

Nachtrag zum mica-focus „Rights Management“: Hannes Tschürtz hat die Schwierigkeiten mit den lieben Verwertungsgesellschaften (AKM) nochmal zusammengebloggt und fragt nach der Zukunft.

[Artikel: Rechte, Zukunft und die AKM | Hannes Tschürtz, Ink]

 


„Substanzlos“ – Musikwirtschaftsforscher Peter Tschmuck über neuen BASCAP-Bericht zum Thema Musikpiraterie

Peter Tschmuck, Musikwirtschaftsforscher und Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien hat sich in seinem neuesten Blogbeitrag die vor kurzem veröffentlichte Studie „Estimating the global Economic and Social Impacts of Counterfeiting and Piracy“, die von der internationalen Handelskammer bzw. von deren Initiative BASCAP („Business Action to Stop Counterfeiting and Piracy“) in Auftrag gegeben wurde, regelrecht zur Brust genommen.

In seinem Artikel geht er auf das Kapitel über digitale Musikpiraterie (basierend auf zwei Studien der IFPI von 2006 und 2008!) ein. Tschmuck kommt zum Schluß, dass die „Ausführungen über die digitale Musikpiraterie im BASCAP-Bericht vollkommen substanzlos“ sind, weil sie zum Teil auf veralteten Daten baiseren, zum Teil auf falschen Annahmen fußen oder wesentliche Entwicklungen am digitalen Musikmarkt überhaupt nicht berücksichtigt haben. Zu guter Letzt verweist er „auf die dringende Notwendigkeit eines international abgestimmten Forschungsprojekts, in dem vorurteilslos und nicht tendenziös die wirtschaftlichen Auswirkungen der unauthorisierten Verbreitung von Musik auf die Musikindustrie untersucht werden.“ Diesem Ruf kann man nur kommmentarlos beipflichten. Mehr zu dieser Thematik kann man bei einigen Artikeln auf netzonfire nachlesen.

[Artikel: Die ökonomischen Folgen der Musikpiraterie | musikwirtschaftsforschung.wordpress.com, Prof. Peter Tschmuck]


Youtube holt sich Rightsflow an Bord

Dienstag Abend wurde beim „Neue Töne Music Talks“ im mica noch davon gesprochen. Heute schreibt Resnikoff, dass Youtube sich mit Rightsflow einen Spezialisten für die mechanische Rechteverwerung an Bord geholt hat. Gute Neuigkeiten, meint DigitalMusicNews, denn das könnte bedeuten, dass es mehr lizensierte Inhalte auf Youtube geben wird und das sich der Riese daran machen will, Rechtehalter zu identifizieren, deren Output ungefragt auf der Plattform hin-und her gespielt wird bzw. downgeloadet wird. Vielleicht fängt jetzt der Rubel an zu rollen bzw. schneller zu rollen.

[Artikel: Guess They Needed The Help. Youtube Calls Rightsflow…| DigitalMusicNews]


Alte Hüte, die noch immer brennen – „Focus Rights Management“

Gestern Abend wurde die zweite Runde im Rahmen der „Neue Töne Music Talks“ eingeläutet. Beackert wurde eigentlich alles, was unter dem Begriff „Rechtemanagement“ subsumiert wird. Vor allem die Lizensierungsproblematiken (aus der Sicht des Labels/Verlags und der Musik-Services) standen dabei an erster Stelle. Der einhellige Grundtenor war: „Es ist komplex“. Nebenher wurden auch Ideen für neue Geschäftsmodelle (zB rightsflow.com) besprochen oder bereits bestehende Modelle (wie simfy.de) erörtert. Das Social-Media-Monstrum Facebook kam im Zusammenhang „wie nützlich ist FB als Promotool für Artist/Label/Music-Service“ auch zur Sprache. (Einen Nachbericht zur Diskussion gibt es bei futurezone zu lesen).

Nach der Diskussion hab ich einen alten Mitstreiter getroffen. Auf die Frage, wie es ihm denn so gefallen hat, gab er zur Antwort, dass er alle Artikel, die er verfasst hat bzw. die er zum Thema „Digital Music“ gelesen hat , in seinem virtuellen Archiv gebunkert hat. Zieht er einen Vergleich zwischen Problematiken, die bereits vor Jahren akut waren und jenen, an denen die Musikwirtschaft heute kränkelt, kann er keine wesentliche Veränderungen erkennen. Das die Lizensierungsprozesse komplex sind und es so etwas wie eine globale Lizenzdatenbank braucht und nebenher die Verwertungsgesellschaften modernisiert werden müssten/sollten, weil sie mit der neuen Situtation nicht mehr klar kommen, war schon bei den MidemNet’s 2004, 2005 und 2006  Topthema. Genauso das Problem der Metadatenstandardisierung (notwendig, um ordentliche Reportings zusammenzubringen), wurde auch damals schon gesichtet. Scott Cohen von TheOrchard tingelt seit Jahren in der Welt herum und predigt unter anderem genau zu diesem Thema. Oder Streaming-Services wie Spotify oder Simfy – Beispiel: Pandora gibt es seit 2000. Bis vor einigen Jahren konnte man sich noch als A-Länder registrieren, mittlerweile geht das aufgrund von Lizensierungsschwierigkeiten ausserhalb der USA nicht mehr. Dieses Beispiel zeigt, wie mit dem Thema „Licensing“ schon seit Jahren umgegangen wird.

Basieren diese Music-Services jetzt auf „neuen, innovativen Ideen“, die so oft gefordert werden oder sind diese Services jetzt nur schöner verpackt oder hat man ihnen nur ein neues Etikett verpasst: Stichwort Cloud? Sind die Geschäftsmodelle nicht schon seit Jahren die gleichen geblieben (werbefinanziert und Premiumaccounts)?  Und vor allem: reichen diese Geschäftsmodelle aus, um auch das Leben der Künstler und Labels erträglicher zu machen? Keine Ahnung.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Aussage Mark Mulligan’s „Digital Music has failed“, die er bei der diesjährigem MidemNet getätigt hat, nachvollziehbarer: Alte Hüte, die noch immer brennen.

Aber wurscht. Die Reihe „Neue Töne Music Talks“ ist in erster Linie als Vorbereitung für den Fördercall „Focus Music“ von departure gedacht und wird deshalb auch nicht die großen Problematiken der Musikwirtschaft lösen wollen. Ich bin schon gespannt, an welche Music-Services die 800.000 Euros ausgeschüttet werden.

Kurz noch: beim mica haben von 2005 bis 2008 einige Leute intensiv an dem Projekt „DMET – Digital Music Education and Training“ gearbeitet. Es ging hierbei darum, ein Curriculum zu erstellen und eine Art Ausbildung auf höherem Niveau in diesem Bereich anzubieten, die alle Aspekte (technologische, rechtliche, wirtschaftliche) des digitalen Musikgeschäfts umfasst. Was daraus nach 2008 konkret geworden ist, weiss ich nicht, ich will damit nur sagen, dass es vielleicht auch interessant wäre, eine Wissens-Standardisierung auf diesem Gebiet anzustreben, denn nicht nur der Rechtemarkt ist fragmentiert, sondern auch das Ausbildungsangebot, soweit es vorhanden ist.

[Musikwirtschaft im Rechtewirrwarr | fuzo.at, Patrick Dax]